Die Künzli AG macht Nägel mit Köpfen und Schuhe an die Füsse. Das Aargauer Unternehmen besohlt die Schweizer Olympia-Athleten und fasst Fuss bei den Freizeitschuhen.
Reto Hunziker
Zum Auftakt der Olympischen Spiele in Athen läuft das Schweizer Team mit traditionellem Schuhwerk ins Stadion ein. Die Künzli AG aus Windisch stellt die olympischen Treter und markiert damit ihren Auftritt auf dem Freizeitschuh-Parkett.
In den Anfängen machte sich das 1927 vom Schuhmacher Werner Künzli gegründete Unternehmen vor allem mit Sportschuhen einen Namen. In den Glanzzeiten bestückte Künzli gar die Schweizer Fussballnationalmannschaft. Die fünf Streifen, die den Schuh wie eine Hand umschliessen, wurde für den Aargauer Schuhhersteller zum Markenzeichen, das auch international Beachtung fand, allerdings unter dem Namen K-Swiss: Zwei Schweizer Brüder kauften vor 30 Jahren die US-Patentrechte des Markenzeichens und lancierten den Leder-Tennisschuh aus dem Hause Künzli erfolgreich im Ausland. Heute sind die Sneakersvon K-Swiss weltberühmt und finden reissenden Absatz. Obschon Künzli viel Pionierarbeit geleistet hat, überliess es den transpazifischen Sprung anderen. Den Entscheid, in der Schweiz zu bleiben, bereut man in Windisch aber nicht. «K-Swiss hat uns längst überholt», gesteht Barbara Artmann, seit Januar neue Geschäftsführerin des Betriebes, neidlos. Stolz berichtet sie von Annäherungen mit der hippen Tochtergesellschaft: Seit 1994 ist Künzli für den Vertrieb von K-Swiss in der Schweiz verantwortlich. Damit gibt sich die Firma zufrieden. Hätte man sich – mit hohem Risiko – nur auf den Sportschuh versteift, wäre die Künzli AG zweifelsohne nicht, was sie heute ist. «Der Sportschuh ist nicht unser Bereich, den überlassen wir den Grossen», so Artmann, «wir suchen Nischen mit Besonderheiten, wo man Ausserordentliches beitragen kann.» Kerngeschäft und Rückgrat der Firma ist seit langem die Orthopädie. Vom mehrfach gestützten Schuh bis zum vollwertigen Gipsersatz, der gesunde Fuss steht im Zentrum der Künzli Schuhe.
«Swiss made» in Athen
Doch die Künzli AG zieht es auch zurück zu den Wurzeln und zu sportlichen Freizeitschuhen. Für die Bekleidung des Swiss Olympic Team hat sie überraschend den Zuschlag bekommen. «Das ist gut für unsere kleine Firma und hilft uns enorm», freut sich Artmann auch über das Presseecho. Genauso wie viele anderen Schweizer Firmen profitiert Künzli von den Sommerspielen. Laut der Wirtschaftszeitung «Cash» verdienen Schweizer Unternehmen an Olympia rund 200 Millionen Franken. Künzli nimmt den Erfolg gelassen: Trotz dem Gang nach Athen bleibt man auf dem Boden und zählt auf den Schweizer Bezug. Artmann schreibt der Etikette «Swiss made» einen wichtigen Stellenwert zu und ist überzeugt, dass die Kundschaft den nationalen Eigenbau schätzt. «Wir wollen den Beweis erbringen, dass in der Schweiz gute Schuhe hergestellt werden.» So entstehen die Schuhe in einem aufwändigen Fertigungsverfahren aus teilweise über 50 Einzelteilen in Maschinen- und Handarbeit. Pro Jahr gehen rund 15 000 Paar Schuhe ab dem Werk, das rund 30 Angestellte beschäftigt. Der Umsatz des letzten Jahres beträgt rund 5 Millionen Franken. «Wir sind zwar nicht gross, dafür aber gesund», meint die Inhaberin. Die Aussichten auf eine Umsatzsteigerung stünden nicht schlecht: Die Hoffnungen auf den Export der orthopädischen Produkte nach Deutschland sind viel- versprechend. Aber auch mit einer neuen modischen Kollektion will Künzli durchstarten und sich ein zusätzliches Standbein schaffen. Ab Ende August kommt die edle Design-Schuhlinie «Impala» auf den Markt. Ausserdem schaut sich die Aargauer Schuhfabrik – mit gewohnter Bescheidenheit – etwas vom eigenen legendären Fussballschuh ab und bringt ihn, zum Freizeitschuh umfunktioniert, erneut in Umlauf. Grundsätzlich bleibt der Schuhfabrikant aber bei seinem Leisten, den orthopädischen Schuhen.
Fünf Streifen Das Kennzeichen auf dem Künzli-Schuh.