mailand Was für den nächsten Herrenmode-Winter angekündigt wurde, war mehr eine Zeitreise in die Vergangenheit denn in die Zukunft.
Wer mit der Modewelt zu tun hat, ist mitunter auch ein Zeitreisender. Wahrlich, denn an der Männermode-Woche von Mailand von Mitte Januar wähnte man sich zuweilen in einem Seminar für Kostümgeschichte. Auf dem Laufsteg präsentierten sich die Models mit Cut und Weste, Zylinder und Frack und liessen Eleganz sowie Extravaganz der viktorianischen Zeitepoche aufleben. Es schien beinahe so, als hätten britische Dandys, Lords und Kadetten die italienische Modemetropole mit ihrer Anwesenheit beehrt. Bei Dolce & Gabbana sah man sogar Jacketts und Mäntel mit starken Stilbezügen zu Uniformen, die man aus historischen Filmen kennt. Auf ähnliche Inspirationsquellen schien Ennio Capasa von Costume National zurückgegriffen zu haben. Melone, Plastron und kragenlose Hemden goss er in zeitgenössische Kombinationsformen mit schmaler Silhouette und pfiffigen Details und schuf damit einen Stil, der sehr gut tragbar ist und begeisterte.
Aus der Kleidertruhe herausgefischt wurde speziell die Weste (das Gilet), die im nächsten Winter eine Renaissance erleben wird. Sie ist dabei meistens auf Figur geschnitten, über der Brust mit tiefem Ausschnitt versehen oder hochgezogen mit Seitentaschen. Die Weste wird nicht nur zum Anzug getragen, sie kann vielmehr mit Lumberjacke, Jeansjacke oder Mantel kombiniert werden.
Bei den Stoffen ist Samt abermals Garant für Raffinesse sowie Schick und gibt Jacketts und Anzügen – in Rotviolett bis Dunkelblau – die nötige Stilnote, um auch im nächsten Winter ein Renner zu sein. Ebenfalls ein Renner, wie übrigens schon in diesem Winter, sind die eng geschnittenen Hosen aus Wolle. Neu ist, dass einige Designer an etwas grosszügigeren Schnitten Gefallen gefunden haben, womit im nächsten Winter Weite und Länge der Hosen grösser gewählt werden dürfen. Ein absolutes Muss sind Stiefelettenund Reitstiefel. Letztere dürfen auch mal über die Hosen getragen werden.
Gänzlich auszumisten sind dagegen semi-zerschlissene Jeans. Selbst Dolce & Gabbana verzichten auf dieses Stück Rebellion. Bei den Farben herrscht Zurückhaltung: Reichlich Schwarz, Grau und etwas Braun. Knallige Farben sind genauso verschwunden wie Pastellfarben. Worauf man hie und da zurückgreift, ist ein freches Rot – so beispielsweise bei Roberto Ca valli, DSquared2 oder Alexander McQueen. Freilich: Vor allem Adlige dürfen sich freuen. Blau ist nicht nur die Farbe ihres Blutes, Blau in allen Schattierungen entpuppt sich als die Farbe des nächsten Winters.
Modische Zeitreise Direkt aus dem Kostümfilm: Dolce & Gabbana.