Behaarte Männerbeine stecken in zartrosa, mit Laufmaschen durchzogenen und mit Grasflecken beschmutzten Nylonstrümpfen. Darüber tragen die «Prima Ballerinas» ein enges Turnkleidchen und ein Tutu. Sehr sexy sehen die Spieler damit nicht gerade aus, ein auffälliges Kostüm haben sie aber alleweil und das ist bei der grossen Konkurrenz gar nicht so einfach.
Prämiert wird am Plauschturnier des Handballvereins Herzogenbuchsee (HVH) nämlich auch das originellste Kostüm und die schrägste Mannschaftsdarbietung. Der Spass an der Sache steht ganz klar im Vordergrund. Und so gilt der Rolling-Stones-Song «I can’t get no satisfaction», der aus den Lautsprechern der Schulhausanlage dröhnt, bestimmt nicht für die 52 Teams, die sich im Handball, Fuss ball, Unihockey und Seilziehen messen. Die Zufriedenheit muss gross sein, denn bei der 12. Austragung des Plauschturniers kann sich der Handballverein gar über eine Rekordbeteiligung freuen. 217 Spiele werden insgesamt angepfiffen und 45-mal treten die Mannschaften im Seilziehen gegeneinander an.
Hippies in wallenden Gewändern spielen gegen Schneewittchen und die sieben Zwerge. Die «Woodblow-Family» ganz in Pink versucht gegen die Nonnen in Schwarz ein Tor zu erzielen, und mitten durch das Treiben fährt der Papst mit seiner Gefolgschaft. «Der Vatikan ohne Zölibat» nennt sich die Korbballmannschaft aus Herzogenbuchsee. Ihren Team-Ältesten haben sie zum Papst erkoren, die anderen geben sich mit der Rolle als Kardinäle oder Gardisten zufrieden. Sie sind bestimmt heisse Anwärter auf den Tenuepreis, doch «nachdem wir diesen jetzt zweimal hintereinander gewonnen haben, dürfte es dieses Jahr schwierig werden», sagt ein Korbball-Kardinal.
Einen Strich durch die Rechnung könnte ihnen das «Friedenspfeife»-Team machen. Mit ihren Pappkarton-Pferden und einem grossen Tippi-Zelt haben sie Transport- und Übernachtungsgelegenheiten auch gleich mit dabei. Neben ihrem stattlichen Indianerlager machen sich die anderen Zelte gar bescheiden aus. Auch ihre Mannschaftsgrösse dürfte nur schwer zu überbieten sein. «Wir brauchen einfach genügend Leute zum Auswechseln», so eine Rothaut. Besser spielen tun sie damit allerdings nicht. «Wir haben bis jetzt alles verloren. Wenigstens nicht zu null, das ist ja schon mal etwas.»
Während die meisten Mannschaften schon beim Bier sind, bereitet sich die erste Damenmannschaft des HVH auffallend seriös für das traditionelle Prominentenspiel gegen die Gemeindebehörde vor. Ihre Gegner nehmen es mit dem Aufwärmen weniger genau und posieren schon vor dem Spiel für das Erinnerungsfoto. Nachdem die Damen drei Penaltys in Folge verschossen haben, schiesst Gemeindepräsident Christoph Fankhauser die Behörden nach vier Minuten in Führung. Ein Konterangriff der Damen endet auf dem Rücken von Vizepräsident Walter Nüesch und ermöglicht es damit Gemeindeschreiber Rolf Habegger, die Führung weiter auszubauen.
Auch wenn die Grundtechnik bei einigen Behördenmitgliedern sicher noch vorhanden ist, müssen sie mit einem 2:6-Rückstand in die Pause gehen. In die zweite Halbzeit starten sie dann aber bedeutend besser. Doch auch das Damenteam des HVH lässt nichts mehr anbrennen und gewinnt das Spiel gegen die Behörden schliesslich mit 18 zu 14.
Jetzt gehen wir aber essen», heisst es von Spielern und Publikum nach dem Prominentenmatch gleichermassen. Auch wenn MusicStar Lotti die Stimme verloren hat und nicht wird auftreten können, die Mannschaften werden die Stimmung im Festzelt schon zum Kochen bringen. Beim Samariterposten macht man sich jedenfalls schon darauf gefasst, am Sonntag einige Kopfwehtabletten verteilen zu müssen. Denn es steht eine lange Party-Nacht bevor.